Auf dem Weg in die Justizhochburg des Bregenzerwaldes.
Getreu dem Motto der Internet Biker Connection den Bregenzerwald mit dem Fahrrad zu erkunden, haben wir uns heute auf den Weg nach Bezau gemacht. Wie üblich sind wir dabei dem Radweg entlang der Bregenzerach gefolgt. War anfangs noch die Idee ab Bersbuch die Route entlang der L200 zu benutzen, haben wir uns dann beim Andelsbucher Stausee doch kurzfristig entschlossen den etwas steileren aber dafür geschichtsträchtigeren Weg über die Bezegg zu nehmen. Da soll es ja diese Bezegg Säule geben, so meine wage Erinnerung an die Hauptschule. Google sei Dank haben wir im Internet auch gleich den entsprechenden Wikipedia-Eintrag Wikipedia Bezegg Sul gefunden. Demnach hat die "Wälderrepublik" von 1380 - 1807 bestanden. 1789 wurden zwar vom Kaiser die Rechte entzogen, aber nach heftigen Protesten 1790 bis 1806 wieder gewährt. Mit den Napoleonischen Kriegen fielen Tirol und Vorarlberg an Bayern. 1807 haben dann offensichtlich die Bayern im Zuge einer Verwaltungsreform der Wälder Eigenständigkeit ein Ende bereitet. Der Sitz des Landamanns wurde abgerissen und stattdessen ein neues Landgericht in Bezau errichtet. Die Gesetzgebung als auch die Gerichtsbarkeit war nun bei den Bayern.
Wie wurde der Landamann bestellt und was waren seine Kompetenzen?
Der Landamann wurde gewählt und stammte meistens aus einer angesehenen und folglich einflußreichen Familie des Bregenzerwaldes. Neben der Niederen.- und der Blutgerichtsbarkeit - der Landamann fällte somit auch Todesurteile, gehörte das Erlassen von Gesetze oder wie es zu jener Zeit hieß, Entscheidungen die der Landamann und seine Räten trafen wurde in den "Landesbrauch" übernommen und waren somit Gesetz für die Region. Ja das war dann schon eine erhebliche Menge Macht für den Landamann und seine Räte. Eine wie in Demokratien übliche Gewaltentrennung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative hat es zu jener Zeit zumindest in der Wälderrepublik noch nicht gegeben.
Gibt es Auswirkungen in die heutige Zeit?
Auswirkungen dieser langen Zeit der Eigenständigkeit und auch der Machtausübung sind bis heute noch spürbar. Nicht umsonst sind im Bregenzerwald Redewendungen wie beispielsweise "Ma tuat wie as'dr Bru esch" noch immer zu hören. Vermutlich wurden so schon vor über 600 Jahren das gemeine Volk auf dem "rechten" Pfad gehalten. Ebenso, zumindest wird so kolportiert, soll es noch heute vorkommen, dass mal ein betagter Honoratior sich zum Gericht bemüht, um dort beim Amtstag sich zum Fall xy zu "informieren" oder auch ein mächtiger "Ortskaiser" seine Meinung an der "richtigen" Stelle Kund tut.
Möglicherweise ist gerade diese Eigenheit im Bregenzerwald für die etwas andere Wahrnehmung der Wälder und ihres Rechtverständnisses im restlichen Land verantwortlich. Zweifelsohne gäbe es da noch manches andere Beispiel - aber der nächste Winter kommt bestimmt und an einem langen Winterabend werde ich sicherlich die nötige Zeit finden, um das alles euch erzählen zu können.
Angelangt in Bezau gibt es neben der Kirche und auch dem Gericht noch weitere interessante Gebäude. Besonders aufgefallen ist uns dabei das "Kuschelhotel Gams" hotel-gams.at welches weit über die Grenzen hinaus nicht nur wegen der kuscheligen Zimmer sondern auch für die kulinarische Küche bekannt ist. Allerdings scheint die Gams nicht auf die heimische Wäldertanne oder Kastanienbaum zu setzen, sondern schmückt den Gastgarten mit mediteranen Palmen. Ob das wohl als ein Zeichen globaler Erwämung gedeutet werden kann? Auf dem Rückweg nach Bersbuch haben wir die alte Bundesstraße gewählt. Zweifelsohne eine sehr zu empfehlende Fahrradroute.
GNU