Jahresgedächtnis

 

Mama's Portrait
Glückliche Zeiten.

Unsere geliebte Großmutter Rosa Maria Nußbaumer, ist am 16.01.1929, in Hittisau, Scheidbach 1, als zweite Tochter der Eheleute Konrad und Babette Nenning geboren worden. Ihre Kindheit fiel in die Zwischenkriegsjahre. In dieser Zeit schaffte es ihr Vater trotz aller Widrigkeiten durch seinen Fleiß und harte Arbeit eine respektable finanzielle Grundlage für seine Familie aufzubauen. Prägend war aber vor allem der liebvolle Umgang zwischen Eltern und Kindern. Doch bereits im Alter von 8 Jahren musste unsere Großmutter mit dem Tod ihres geliebten Vaters, einen herben Schicksalsschlag verwinden. Es war eine existenz- bedrohende Situation, welche aber von ihrer Mutter Babette, unter vollem körperlichem und emotionalen Einsatz bravourös gemeistert wurde. Gerade einmal 15 Jahre alt, erlitt unsere Großmutter im Oktober 1944 mit dem Tod ihrer verehrten Mutter jedoch zweifelsohne den schlimmsten Schicksalsschlag ihres Lebens. Fortan mussten die beiden Schwestern Anna und Rosa ihr Leben aber auch den landwirtschaftlichen Familien-Betrieb alleine bewältigen. Nach der Heirat ihrer Schwester Anna musste sich unsere Großmutter allmählich ihr eigenes Leben aufbauen. Im Alter von 23 Jahren ist sie daher als Haushälterin und Pflegerin nach Langenegg gekommen. Am 1. August 1953 hat sie dann unseren Großvater Anton Nußbaumer geheiratet. Die schüchterne junge Frau hat sich fortan im Umfeld einer Großfamilie zurecht finden müssen, was für sie eine enorme Umstellung bedeutete. Doch Zeit ihres Lebens hat sie stets eine tiefe Sehnsucht nach ihrer Schwester und Heimweh nach Hittisau auf die Alpe Lad verspürt.
Obwohl die darauffolgenden 15 Ehejahre für sie keine leichte Zeit waren, so fand sie die absolute Erfüllung in ihren Kindern. Sie waren ihr Ein und Alles und sie unterstützte sie in allen Belangen und umsorgte sie in jeder Lebenslage mit ihrer grenzenlosen mütterlichen Wärme. Nach dem Tod unseres Großvaters im Januar 1970, musste sie einmal mehr über sich hinauswachsen. Sie hat allen Widrigkeiten zum Trotz, das mit ihrem Erbe gekaufte Haus, mühevoll saniert, umgebaut sowie modernisiert und damit ihrer Familie ein wohliges Heim geschaffen. Mit Weitsicht, Klugheit und Gottvertrauen hat sie das Familiengeschick gelenkt und neben Liebe und Zuwendung jedem ihrer Kinder gleichermaßen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Dabei hat sie ihre eigenen Bedürfnisse ihr ganzes Leben lang zugunsten anderer, vor allem aber ihrer Kinder zurückgestellt.
So war es eine große Herausforderung und Sorge für sie, Herbert in die berufliche Selbständigkeit gehen zu sehen. Nichtsdestotrotz unterstützte sie ihn bedingungslos ohne Wenn und Aber, auch wenn es für sie mit Einschränkungen verbunden war.
Eine weitere schwere Zeit brach an, als meine Mutter meinen Vater heiratete und im Iran lebte. Aufgrund des innigen Mutter-Tochter-Verhältnisses schmerzte vor allem die große räumliche Trennung. Aber auch die Unkenrufe, das Unverständnis, ja sogar Anfeindungen vieler Mitmenschen die ihr deshalb entgegen schlugen - setzten ihr massiv zu. Doch trotzdem stand sie auch hier wieder bedingungslos hinter ihrem Kind. Doch auch in dieser Lebenslage hat einmal mehr ihr unerschütterlicher Glaube, ihr Kraft geschenkt. Das tägliche Beten des Rosenkranzes, aber auch regelmäßige Wallfahrten nach Maria Bildstein sowie vier unvergessliche Pilgerfahrten nach Lourdes, sind dabei hervorzuheben.
Eine außerordentliche Stütze und Hilfe in dieser Zeit, war ihr der ehrwürdige Herr Pfarrer August Hinteregger in Bildstein. Er gab ihr vorbehaltlos großen seelischen Beistand und Halt! Der Leitgedanke den er uns mitgab war: „Denen die Gott lieben, gereicht alles zum Besten“, diese Maxime geleitete uns fortan alle durchs Leben. Meine Großmutter war der festen Überzeugung, dass ihre Gebete erhört worden waren, als ihr Wunsch – die gesamte Familie vereint bei sich zu haben - in Erfüllung ging und wir zur ihr nach Langenegg zogen. Als dann zwei Jahre später 1992 die Entscheidung fiel, dass wir nach Hamburg umziehen würden, fiel es der Großmutter schon etwas leichter uns gehen zu lassen, denn sie hatte nun die Gewissheit, dass wir uns jederzeit gegenseitig besuchen konnten. So nahm sie sich immer wieder gerne eine Pause vom Alltag und kam zu uns nach Hamburg, wo wir gemeinsam immer eine schöne Zeit genießen konnten. Anderseits vergingen fast keine Schulferien- und in Hamburg sind alle zwei Monate Ferien- in denen wir nicht unsere Großmutter besuchten und sie tatkräftig unterstützten. Ihren letzten Besuch nach Hamburg unternahm sie 2013 zusammen mit Rhoda und Günther um mit uns allen und Freunden gemeinsam Geburtstag zu feiern. Eine unvergessliche Erinnerung.
Günther griff ihr dafür in allen alltäglichen Belangen stets unter die Arme. Nachdem er von der Arbeit heimkam, gab es keinen Tag an dem ihn sein erster Gang nicht in ihre Stube führte. Dann hatte sie stets die Möglichkeit sich über ihren Tag mit ihm auszutauschen und ihr Herz mit allen größeren und kleineren Sorgen auszuschütten. Gerade durch die stetig zunehmenden gesundheitlichen Gebrechen, war es für die Großmutter eine immense Erleichterung sich auch in dieser Hinsicht, stets der zuverlässigen Unterstützung gewiss sein zu können.
Auch Herbert hat durch seine Firma im selben Haus, trotz des großen Arbeitspensums seinen Tagesablauf so organisiert, dass er über den Tag verteilt immer wieder zuhause war und die Mutter somit meistens nicht allein zu sein brauchte. Darüber hinaus wurde ihr das Gefühl vermittelte den „Bub“ umsorgen zu können. Da unsere Großmutter 2012 aufgrund ihrer bereits deutlich erkennbaren Demenzerkrankung und trotz unserer Unterstützung bei sich zuhause den Alltag nicht mehr meistern konnte, und für sie ein Lebensabend im Altersheim nie in Frage kam, wurde nach Lösungen gesucht, um der Mutter einen würdigen Lebensabend zuhause zu ermöglichen, so wie sie es sich zeitlebens immer gewünscht hatte. Daher haben sich ab 2014 Günther und Rhoda liebevoll und aufopfernd um die Mutter gekümmert und ihr neben einem schönen Zuhause auch eine optimale Pflege ermöglicht. Bedingt durch die räumliche Nähe, war es ihr so immer möglich ihr „Hüsle“, die Kirche und auch Herbert in ihrer Nähe zu haben. Bis zuletzt hat sie mit meiner Mama über skype noch täglich telefoniert, den geliebten Rosenkranz gebetet und Marienlieder mit ihr gesungen. Nun sind ihre Gebete um eine „Glückselige Sterbestunde“ erhört worden und sie konnte nach einem langen, von vielen Verlusten geprägten und doch so reich erfüllten Leben, im Beisein ihrer drei Kinder friedlich heimgehen. Eine nicht zu schließende Lücke ist entstanden, aber: Wer im Herzen seiner Lieben lebt, ist nicht tot sondern ihnen einen Schritt voraus. Denn tot ist nur, wer vergessen wird. Wir möchten allen Menschen, die unsere Großmutter auf diesem letzten Wege begleitet haben, einen herzlichen Dank aussprechen. Insbesondere dem Herrn Pfarrer Noby, dem Hausarzt Herrn Dr. Grimm, den Krankenschwestern Eleanora und Michaela, den Pflegerinnen Erika, Etelka und Sandy. Auch Frau Maria Nußbaumer danken wir für ihre Besuche.

MBA

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